Das Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben (KSL) Düsseldorf und die Stadt Wuppertal empfingen am Freitag, den 28. Februar 2020 Jürgen Dusel, Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Bundesregierung, in der Färberei in Wuppertal-Oberbarmen. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen von Demokratie und Inklusion.
Der Einladung waren über 100 Gäste aus Politik und Verwaltung, von Verbänden, Vereinen und Selbsthilfegruppen und Menschen mit Beeinträchtigungen gefolgt. Andreas Mucke, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, betonte zu Beginn, dass es beim Thema Inklusion noch viel Luft nach oben gebe und dass jeder Mensch einen Beitrag zur Inklusion leisten müsse. Denn auch in Wuppertal müsse jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe haben.
Teilhabe in allen Lebensbereichen
Jürgen Dusel knüpfte an die Worte von Andreas Mucke an und eröffnete seinen Vortrag mit den Worten „Demokratie bleibt nur in Bewegung, wenn sich Menschen jeden Tag dafür einsetzen.“ Er machte sehr deutlich, dass Demokratie und Inklusion für ihn zusammengehören und dass in einer inklusiven Gesellschaft Menschen mit Behinderungen ein Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen haben.
Dusel ging näher auf die Bereiche Partizipation, Wohnen und das Gesundheitswesen ein. Als positives Beispiel hob Dusel die Aufhebung der pauschalen Wahlrechtsausschlüsse für behinderte Menschen, die unter sogenannter Vollbetreuung stehen, hervor. Als sein Herzensthema bezeichnete Jürgen Dusel die Teilhabe am Arbeitsleben. Menschen mit Behinderungen seien deutlich häufiger und länger arbeitslos als Menschen ohne Behinderungen. Als eine wichtige Maßnahme forderte er die Erhöhung der Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die keinen einzigen Menschen mit Behinderung einstellen.
Dusel verwies weiterhin darauf, dass es viel zu wenig barrierefreien und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum gebe. Viele Menschen mit Beeinträchtigung könnten daher faktisch ihren Wohnort nicht frei wählen.
Als drittes Thema hob Jürgen Dusel das Gesundheitswesen hervor. Viele Arztpraxen seien nicht barrierefrei und auch die Zugänglichkeit zum Krankenhaus bereite Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen große Schwierigkeiten – beispielsweise aufgrund fehlender Kommunikationsassistenz.
Notwendig: Beiräte und barrierefreier Wohnraum
Iris Colsman, Leiterin des KSL Düsseldorf und Sandra Heinen, Inklusionsbeauftragte der Stadt Wuppertal, knüpften an den Vortrag an. Colsman sieht die Städte und Kommunen in der Pflicht, mehr Behindertenbeiräte zu etablieren. „Das KSL Düsseldorf bietet daher Workshops zum Thema politische Partizipation für Menschen mit Behinderungen an.“ Sandra Heinen griff insbesondere das Thema Wohnen auf: „Es gibt zu wenig barrierefreien Wohnraum in Wuppertal, die Mieten steigen und Sanierungen stocken. Doch die Stadt Wuppertal hat die Probleme in der Wohnungswirtschaft erkannt und kooperiert eng mit Wohnungsbauunternehmen. Zudem berät sie Investoren und leistet viel Aufklärungsarbeit.“ Eine Quote für barrierefreien Wohnraum gebe es aber leider nicht, bedauerte Heinen.
Junge Menschen gewinnen
Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten Jürgen Dusel gemeinsam mit Petra Bömkes, Vorsitzende des Behindertenbeirates der Stadt Wuppertal und Josef Neumann, Landtagsabgeordneter von Nordrhein-Westfalen, über aktuelle Inklusionsthemen. Josef Neumann betonte, dass sich in den letzten 30 Jahren viel getan habe, es aber mehr Bündnispartner brauche um das Thema Inklusion weiter voran zu bringen. Petra Bömkes hob positiv hervor, dass der Behindertenbeirat in Wuppertal eine Stimme habe und die Stimme gehört werde. Eine zweite Stelle im Inklusionsbüro sei bewilligt worden. „Dennoch gibt es noch unendlich viel zu tun“, betonte die Mutter einer schwerst-mehrfachbehinderten Tochter. „Beispielsweise hat der Behindertenbeirat ein Generationenproblem und muss neue Wege finden, junge Menschen für die Beiratsarbeit zu gewinnen.“
Einige Gäste aus dem Publikum brachten Themen wie die Teilhabe von Menschen mit psychischen Behinderungen, Barrierefreiheit in öffentlichen Einrichtungen und die Schwierigkeit nach der Suche geeigneter Ansprechpartner, in die Runde ein.
Alle Beteiligten waren sich am Ende der gelungenen und kurzweiligen Veranstaltung einig, dass eine inklusive Gesellschaft noch mehr wachsen müsse. „Wir sollten in einer Demokratie leben, in der alle Menschen gleichbehandelt werden. Es lohnt sich dafür zu kämpfen“, betonte Jürgen Dusel zum Abschluss.