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Eltern mit Behinderung: Fachtag der KSL.NRW in Düsseldorf

30.10.2025
Blick in den Saal, Fachtag Eltern mit Behinderung in Düsseldorf

Viele Eltern mit Behinderung benötigen bei der Versorgung ihrer Kinder zeitweise oder dauerhaft Unterstützung. Die Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben (KSL) NRW setzen sich für die Etablierung von Unterstützungsangeboten für Eltern mit Behinderung wie Elternassistenz und Begleitete Elternschaft ein. Beispielsweise informieren sie Leistungsträger und -anbieter sowie Beratungsstellen.

In jedem Regierungsbezirk von Nordrhein-Westfalen laden die KSL.NRW zu Fachtagen ein. Am 28. Oktober fand ein Fachtag zum Thema „Eltern mit Behinderung und Eltern mit psychischer Beeinträchtigung im Kontext der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe“ in Düsseldorf-Unterrath statt. 

Zahlreiche Mitarbeiter*innen von Jugendämter/der Jugendhilfe, darunter auch Mitarbeiter*innen der Frühen Hilfen, Verfahrenslots*innen und Mitarbeiter*innen von Beratungsstellen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf folgten der Einladung. Iris Colsman vom KSL.Düsseldorf, moderierte die Veranstaltung.

v.l.n.r.: Christiane Rischer, Iris Colsman, Katja Fellenberg
Christiane Rischer (links), Iris Colsman (mittig), Katja Fellenberg (rechts)

Teilhabe in einer Gemeinschaft

„Was brauchen Eltern mit Behinderung für die gesellschaftliche Teilhabe? Welche Unterstützung gibt es?“ fragte Christiane Rischer vom KSL.Arnsberg und selbst Mutter mit Behinderung in ihrer Einführung in das Thema. Teilhabe bedeute „Einbezogen sein in die Lebenssituation einer Gemeinschaft“. Doch Teilhabe sei insbesondere für Eltern mit Behinderung oftmals mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Dabei können die Herausforderungen – je nach Art der Beeinträchtigung – sehr unterschiedlich sein. Eltern mit Sinnesbeeinträchtigungen benötigten andere Unterstützung als beispielsweise Eltern mit anderen Lernmöglichkeiten oder chronischen Erkrankungen. Oftmals helfen Hilfsmittel, wobei auch Kreativität und Einfallsreichtum im Umgang mit den Hilfsmitteln – abgestimmt auf die individuelle Situation – gefragt seien. Neben Maßnahmen zur individuellen Unterstützung sei es auch notwendig, Hinweise auf die Barrierefreiheit bei Veranstaltungen (Eltern-Kind-Angebote) und die Möglichkeit der Kontaktaufnahme vorzuhalten, betonte die Peer-Referentin.

Ulrike Häcker

Rechtliche Grundlagen

Doch auf welche Leistungen haben Eltern mit Behinderung einen rechtlichen Anspruch und wie werden Bedarfe ermittelt? Ulrike Häcker, Sozialjuristin vom KSL.Detmold, erläuterte rechtliche Grundlagen, die für Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern mit Behinderung eine zentrale Rolle spielen. Sie stellte Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe vor, und erklärte, wie die Bedarfsermittlung für Elternassistenz im Rahmen der Eingliederungshilfe erfolgt. Schließlich griff sie das Thema Beratung und Information als grundsätzlichen Schlüssel zur Leistungsinanspruchnahme auf.

Persönliche Erfahrungen - Sinnesbehinderungen und motorische Behinderungen

Praktisch, aber auch sehr persönlich wurde es im weiteren Verlauf der Veranstaltung. 

Melanie Wegerhoff

Melanie Wegerhoff von Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben für Menschen mit Sinnesbehinderungen (KSL.MSi.NRW) referierte zum Thema Elternsein für Menschen mit Sinnesbehinderungen. Sie führte in Sinnesbehinderungen (Seheinschränkungen, Höreinschränkungen, Taubblindheit) ein, und betonte, dass die Kommunikationsbedarfe sehr unterschiedlich sein können. Eltern mit Sinnesbehinderungen stießen oftmals auf unterschiedliche Barrieren, so die Referentin weiter. 

Als Unterstützung sei die Elternassistenz sehr hilfreich. Sie unterstütze beispielsweise bei der Mobilität außer Haus, bei Aktivitäten zuhause und in der Freizeit und bei anfallenden Aufgaben rund um Schule, Kindergarten und Hausaufgaben. Bei ihren Ausführungen ließ Melanie Wegerhoff auch viele persönliche Erfahrungen als taubblinde Mutter mit einfließen. Problematisch sei allerdings, passende Personen, zum Beispiel Elternassistent*innen für taubblinde Eltern, zu finden. Zu wenig Personen gingen dieser Tätigkeit nach und haben keine notwendigen Kenntnisse, so die Referentin. 


Katja Fellenberg, Mitarbeiterin beim KSL.Düsseldorf, schilderte ihre eigenen Erfahrungen als Mutter mit motorischen Behinderungen. Von der Schwangerschaft/Geburt über das Baby-/Kleinkindalter bis hin zum Kindesalter berichtete sie von Herausforderungen und Wünschen aus persönlicher Sicht. Beispielsweise mangele es an Barrierefreiheit an wohnortnahen (Grund-)schulen, sodass die Teilhabe als Mutter mit Behinderung am Alltag des Sohnes nicht ohne Weiteres möglich sei. 

Die Elternassistenz ermögliche ihr allerdings das Kind nach den eigenen Vorstellungen und Werten versorgen und erziehen zu können, Aktivitäten mit dem Kind unabhängig vom Partner machen zu können und auch den Partner entlasten und so eine gleichberechtigte Partnerschaft herstellen zu können. Auch ihr Sohn profitiere von der Elternassistenz, so die Referentin. Beispielsweise seien Aktivitäten außer Haus, nur mit der Mutter, unabhängig vom Vater, möglich. 

Anne Wohlfahrt

Eltern mit psychischen Beeinträchtigungen – Berichte aus Interviews

Einblicke in die Situation von Eltern mit psychischen Beeinträchtigungen gab Anne Wohlfahrt vom KSL.Detmold. Dazu berichtete sie aus Interviews, die das KSL.Detmold mit Eltern/Elternteilen mit psychischer Beeinträchtigung geführt hatte. Insgesamt hatten die interviewten Personen ein großes Mitteilungsbedürfnis und eine Vielfalt an Bedürfnissen und Bedarfen – beispielsweise passende Betreuungsmöglichkeiten, Fahrdienste oder aufsuchende Unterstützung. Es mangele oftmals an Informationen oder Angeboten, um sich beispielsweise selbst eine Auszeit nehmen zu können oder den Partner zu entlasten.

Um Informationen rund um Unterstützungsangebot für Eltern mit psychischer Beeinträchtigung zu bündeln, erstellt das KSL.Detmold derzeit eine Broschüre zu dem Thema. Dort wird auch die Peer-Perspektive Raum einnehmen.  

Hoher Informationsbedarf und weiteres Angebot

Insgesamt wurde deutlich, dass der Informationsbedarf seitens der Teilnehmer*innen sehr hoch war. Sie zeigten insbesondere an rechtlichen Fragenstellungen und dem Thema Eltern mit psychischen Beeinträchtigungen großes Interesse. 

Vereine, Verbände, Selbsthilfegruppen oder ähnliche Institutionen, die sich mit dem Thema Eltern mit Behinderung, beschäftigen, laden wir ein, Kontakt mit uns aufzunehmen. Gerne stehen Ihnen unsere Expertinnen für Fragen oder auch als Referentin oder Diskussionsteilnehmerin bei Veranstaltungen zur Verfügung.

Weitere Infos und Kontakt: www.ksl-nrw.de/de/themen/167/elternschaft-selbst-bestimmen