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Starkes Signal aus Hamm am Tag der Menschen mit Behinderung

04.12.2024
03.12.2024 Fachtag im Gerd-Bucerius-Saal Hamm Kooperation der KSL.NRW mit der Stadt Hamm. vl.: Dr. Britta Obszerninks (Dezernentin: Bildung, Familie, Jugend und Soziales),  Frank Schulte (Amtsleiter: (Amt für Soziales, Wohnen und Pflege), Christiane Rischer (KSL Arnsberg), Sema Olukcu (Inklusionsbeauftragte der Stadt Hamm), Monika Simshäuser (Bürgermeisterin der Stadt Hamm)

Eltern mit Behinderung wünschen sich eine Willkommenskultur in allen Lebensbereichen

Am 3. Dezember war der Tag der Menschen mit Behinderungen. Diesen hat Sema Olukcu, seit nunmehr 11 Monaten Inklusionsbeauftragte der Stadt Hamm, gemeinsam mit den Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben NRW (KSL.NRW) zum Anlass genommen, einen großen Fachtag mit rund 80 Teilnehmenden zum Thema „Eltern mit Behinderung“ im Gerd-Bucerius-Saal der VHS Hamm auszurichten. Ziel der Veranstaltung war die Vernetzung von Fachleuten aus der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe. Auch Oberstufen-Schüler*innen mit Schwerpunkt Erziehung nahmen an der Veranstaltung teil.

Im Bild zu sehen, von links:
Dr. Britta Obszerninks (Dezernentin: Bildung, Familie, Jugend und Soziales),  Frank Schulte (Amtsleiter: (Amt für Soziales, Wohnen und Pflege), Christiane Rischer (KSL Arnsberg), Sema Olukcu (Inklusionsbeauftragte der Stadt Hamm), Monika Simshäuser (Bürgermeisterin der Stadt Hamm).

In ihrer Begrüßung betonte die Bürgermeisterin der Stadt Hamm, Monika Simshäuser, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigte Bürger*innen von Hamm sind. Menschen mit Behinderung, die gleichzeitig Eltern seien, stünden vor besonderen Herausforderungen. Daher freue sie sich, dass es am Tag der Menschen mit Behinderung die Gelegenheit gebe, sich über die Situation dieser Eltern zu informieren.

Gemeinsam mit den KSL.NRW und kommunalen Akteuren, wie dem Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (vkm) Hamm wurde das Thema der Elternschaft von Menschen mit Behinderungen unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet.

Das Alltagsleben von Familien kann auch ohne Einschränkungen herausfordernd sein. Worin darüberhinausgehende Besonderheiten im Alltag von Familien mit einem oder zwei Elternteilen mit Behinderung liegen, machten die Erfahrungsberichte der Peer-Referentinnen deutlich:

Christiane Rischer vom KSL Arnsberg zeigte Fotos von einigen Hilfsmitteln, die ihr als Mutter früher beispielsweise das Hochnehmen von Kindern auch vom Rollstuhl aus ermöglicht haben. Im Hilfsmittelbereich ist Erfindungsreichtum der Eltern nach wie vor gefragt, denn nicht für jede Barriere, die im Alltag auftaucht, gibt es eine vorgefertigte Lösung.

Katja Fellenberg vom KSL Düsseldorf schilderte, wie sie während ihrer Schwangerschaft gute Betreuung durch eine Gynäkologin mit einer einigermaßen barrierefreien Praxis suchte. Komplett barrierefreie gynäkologische Praxen, gibt es in ganz Deutschland insgesamt nur fünf. Katja Fellenberg fand dank einer Hebamme zwar ohne spezielle Erfahrungen aber mit viel Offenheit und Gelassenheit die Möglichkeit, sich während ihrer Schwangerschaft und bei der Geburt gut betreut zu fühlen.

Melanie Wegerhoff vom KSL für Menschen mit Sinneseinschränkungen (KSL NRW MSi) schilderte die Auswirkungen von Taubblindheit und die Notwendigkeit verschiedene Kommunikationsformen wie z.B: (taktile) Deutsche Gebärdensprache (DGS) oder Lormen zu nutzen. Im Alltag mit ihrer kleinen Tochter galt es zu berücksichtigen das diese im Kleinkindalter noch nicht für die Eltern verständlich gebärden konnte. Taubblinde Eltern benötigen neben der kommunikativen Unterstützung zusätzlich Elternassistenz, um sich beispielsweise sicher mit ihrem Kind im Straßenverkehr zu bewegen. 

 

 Referentin Katja Fellenberg Katja Fellenberg vom KSL Düsseldorf

Melanie Wegerhoff vom KSL NRW MSi Melanie Wegerhoff vom KSL NRW MSi

Pause mit Gelegenheit zum Netzwerken Gespräche in der Kaffepause

Beispiele für die Praxis

Stellvertretend für ihre Kollegin Ulrike Häcker, Juristin vom KSL Detmold, gab Christiane Rischer. einen Überblick über den rechtlichen Rahmen und die verschiedenen Formen von Elternassistenz. Diese wichtigen Informationen helfen den Teilnehmenden aus dem Sozialbereich (Sozialamt, Jugendhilfe) der Stadt Hamm dabei, Eltern mit Behinderung die geeignete Unterstützung zu empfehlen.

Wie Begleitete Elternschaft für Eltern mit anderen Lernmöglichkeiten in der Praxis aussieht, zeigten Jennifer Buhla und Ribana Reuter vom vkm Hamm. Sie deuteten den Namen des 1970 aus der Selbsthilfe heraus gegründeten Vereins um: „Volle Kraft Menschlickeit“. Die positiven Erfahrungen aus der Begleiteten Elternschaft haben sie darin bestärkt, das Zusammenleben von Eltern mit anderen Lernmöglichkeiten und ihren Kindern bestmöglich zu unterstützen. Bis vor wenigen Jahren sei es erschreckenderweise noch üblich gewesen, die Kinder direkt nach der Geburt von ihren Eltern zu trennen. Die daraus resultierenden Traumata auf Seiten der Kinder und der Eltern wirken bis heute nach.

Rund um die Fachvorträge gab es die Möglichkeit, sich in gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Gebäck auszutauschen. Die Stadt Hamm, der vkm, der IFD und das KSL.NRW boten ihre Informationsbroschüren zur Mitnahme an und luden zum weiteren persönlichen Austausch, auch über den Fachtag hinaus, ein.

Menschen mit Behinderung mitdenken

Wichtiger Aspekt dieses Fachtages am Tag der Menschen mit Behinderungen: Alle Bereiche der Gesellschaft müssen daran mitwirken, dass unser Land barrierefrei wird. Teilhabe für alle ist Menschenrecht, kein nice-to-have. Nur, wenn in allen Lebensbereichen Menschen dafür Verantwortung übernehmen, kann die Willkommenskultur, die sich Katja Fellenberg ausdrücklich auch für Menschen mit Behinderung wünschte, wahr werden. Es sei wichtig, Menschen mit Behinderungen bei allem mitzudenken und ihnen das auch zu signalisieren, um sie zum Mitmachen einzuladen. Selbst wenn es dann vielleicht noch Barrieren gäbe, die aus dem Weg geräumt werden müssten.

Abschlussrunde Abschlussrunde mit den Referentinnen

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