Das KSL.Düsseldorf setzt sich für mehr Inklusion in der Kultur ein. Wir sensibilisieren Mitarbeiter*innen in Kultureinrichtungen für die Belange von Menschen mit Behinderungen, informieren zu räumlicher Barrierefreiheit, geben Anregungen für partizipative Formate und weisen auf zielgerichtete Angebote für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungsarten hin.
Kunsthalle baut Barrieren ab
Auch für die Kunsthalle Düsseldorf sind Inklusion und Barrierefreiheit zentrale Themen. Die Kunsthalle versteht sich als eine Kultureinrichtung für alle Menschen. Aktiv arbeitet sie daran, ihr Haus inklusiv auszurichten. Ab kommendem Jahr wird bei der Sanierung des Gebäudes unter anderem die Barrierefreiheit optimiert.
In der Vergangenheit und Zukunft gab und gibt es in der Kunsthalle zahlreiche inklusive Angebote, die Barrieren abbauen. Dabei nutzt die Kunsthalle die eigene Expertise und kooperiert mit Organisationen.
Am 23. April 2025 schulten Iris Colsman, stellvertretende Projektleiterin des KSL.Düsseldorf und Expertin für inklusive Kultur, und Katja Fellenberg, Projektmitarbeitern des KSL.Düsseldorf, Mitarbeiter*innen der Kunsthalle Düsseldorf. Mit dabei waren unter anderem die Geschäftsführung, Kurator*innen und Projekt- und Servicemitarbeiter*innen der Kunsthalle. Theoretische Informationen und praktische Elemente bildeten einen abwechslungsreichen Tag.
Rechtliche Grundlagen
Iris Colsman informierte zunächst über rechtliche Grundlagen. Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) besagt, dass die Vertragsstaaten das Recht von Menschen mit Behinderungen anerkennen, gleichberechtigt am kulturellen Leben mit anderen teilzunehmen. Die Sozialgesetzbücher IX und XII thematisieren unter anderem die Themen Assistenz, Nachteilsausgleiche, Hilfsmittel. Auf Landesebene werden mit dem Inklusionsgrundsätzegesetz Nordrhein-Westfalen (IGG NRW) die Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention in landesrechtlichen Vorschriften umgesetzt.
Somit bedarf es allein aus rechtlicher Perspektive Handlungsbedarf auf Seiten der Kulturstätten. Wesentlich ist aber auch, ein Bewusstsein zu schaffen, Menschen mit Beeinträchtigung gleichberechtigt und vollständig kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.
Museumsbesuch als Reise
Um ein Bewusstein zu schaffen, stellte Iris Colsman das Modell einer Kulturreise vor. Von der Planung über die Anfahrt, die Eingangssituation, den Aufenthalt bis zur Heimfahrt können für Menschen mit Beeinträchtigung zahlreiche Barrieren auftreten. Daher bedarf es Unterstützung, beispielsweise in Form von genauen Beschreibungen und Informationen. Für verschiedene Merkmalgruppen seien verschiedene Angebote notwendig:
- Für die Merkmalgruppe „Bewegen“ (z.B. Rollstuhlnutzer*innen): vorwiegend räumliche Barrierefreiheit und Informationen zu Barrieren
- Für die Merkmalgruppe „Sehen“ (blinde und sehbeeinträchtigte Menschen): unter anderem Leitsysteme, Audiodeskription, Kontraste und Webseiten mit Vorlesefunktion
- Für die Merkmalgruppe „Hören“ (gehörlose Menschen und Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung): unter anderem Videos in Gebärdensprache auf der Webseite und vor Ort und Führungen mit Gebärdensprachdolmetscher*innen
- Für die Merkmalgruppe „Verstehen“ (z.B. Menschen mit Lernschwierigkeiten): unter anderem Texte in einfacher und Leichter Sprache und Piktogramme
- Für die Merkmalgruppe „Empfinden“ (z.B. Menschen mit hoher Geräuschempfindlichkeit und Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung): unter anderem sogenannte „Stille Stunden“, Rückzugsräume und eine reduzierte Beleuchtung
Katja Fellenberg informierte primär über räumliche Barrierefreiheit aus eigener Perspektive. Sie ging unter anderem auf die Steigung von Rampen die Breite von Türen und weitere DIN-Normen ein. Zudem thematisierte sie auch Aspekte wie die Lage von Eingängen für Rollstuhlfahrer*innen.
Erfahrungsparcours
In einem praktischen Teil konnten die Teilnehmer*innen selbst erfahren, wie es sich anfühlt, eine Beeinträchtigung zu haben – sie erkundeten das Haus in einem Rollstuhl, betrachteten die Kunstobjekte mit Simulationsbrillen und testeten ihre Beweglichkeit mit Gewichten, die Einschränkungen simulieren. Dabei erlebten sie zahlreiche Barrieren und erkannten Optimierungsbedarf. Zudem erlebten sie auch das Spannungsfeld zwischen Kunst und Barrierefreiheit.
Ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch und ein Ausblick rundeten die gelungene Veranstaltung ab.
Ein Blick in die Kunsthalle – aus der Perspektive von Rollstuhlfahrerinnen und Menschen mit Sehbeeinträchtigung.
Ein Gang durch die Kunsthalle mit Gewichten an Füßen und Beinen und mit Simulationsbrillen.
Schulungsangebot des KSL.Düsseldorf
Kultureinrichtungen, die Interesse an einer kostenfreien Schulung haben, können sich gerne an das KSL.Düsseldorf wenden. Genaue Inhalte und Rahmenbedingungen sprechen wir individuell ab.
E-Mail: colsman@ksl-duesseldorf.de, Telefon: 0211-69871320