Die Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben (KSL) machen sich im Rahmen ihres Auftrags, Inklusion zu fördern, dafür stark, dass in Deutschland inklusive Einkaufsmöglichkeiten zum Vorteil aller Menschen eingeführt werden. Dazu bieten sie Lebensmittelhändler*innen und Drogeriemärkten Beratungen an. Das Projekt hat sich in Neuseeland bewährt.
Hohe Kundenzufriedenheit zu halten und zu steigern ist elementar – nicht nur in Corona-Zeiten. Dabei haben Kund*innen ganz unterschiedliche Bedarfe: Sie sollten so einkaufen können, dass sie einerseits alles finden, was sie benötigen, und andererseits auch Waren entdecken können, die sie bisher noch nicht kennen. Dafür sind verschiedene Voraussetzungen zu schaffen.
Die Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben (KSL) sind davon überzeugt, dass sich die Kundenzufriedenheit mit dieser einfachen Maßnahme weiter steigern lässt. Iris Colsman, Leiterin des KSL Düsseldorf, und Andreas Tintrup, Leiter des KSL Arnsberg, fassen die Situation so zusammen: „Gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen sind Lebensmitteleinkäufe besonders stressig. Störende Geräusche, enge Gänge oder lange Schlangen an der Kasse – viele Faktoren können dazu führen, dass der Supermarktbesuch zu einer großen Belastung wird.“ Daher setzen sich die KSL dafür ein, eine inklusive Einkaufsstunde auch in Deutschland einzuführen. Sie bieten Lebensmittelhändler*innen und Drogeriemärkten die Möglichkeit an, sich von Expert*innen der Selbstbestimmt Leben Bewegung einführend zu diesem Thema beraten zu lassen.
Dabei geht es beispielsweise um die Platzierung von Waren, so dass Menschen im Rollstuhl sie erreichen können. In diesem Zeitfenster werden keine Waren in die Regale eingeräumt, weil dann die Rollstuhlfahrer*innen durch alle Gänge fahren können. Stille anstatt Musikberieselung kommt Menschen mit Autismus entgegen, Menschen mit anderen Lernmöglichkeiten profitieren von einer guten Beratung zu den Produkten.
Die neuseeländische Supermarktkette „Countdown“ hat aus diesem Grund in all ihren 180 Filialen eine inklusive Einkaufsmöglichkeit (einmal in der Woche) eingeführt. Nach Angaben der Supermarktkette wird die inklusive Einkaufsmöglichkeit sehr gut angenommen. Daher plädieren die KSL für einen solchen Versuch auch in unserem Land.
2009 hat die Bundesrepublik die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und sich so den Grundsätzen der Gleichbehandlung und der Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderung verpflichtet. „Der Vorschlag für inklusive Einkaufsszenarien ist ein Weg, hiermit weiter zu kommen“, sind Colsman und Tintrup überzeugt.
Aufgrund der Förderung der KSL durch das Land Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds ist es möglich, diese Beratungen kostenfrei durchführen zu können.